Von Lüneburg aus in die Welt
Heinemann-Familientreffen in Lüneburg, 10.–13. Juli 2015
Übergabe von Objekten im Museum Lüneburg
Das Thema Raubkunst steht seit einigen Jahren im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit. Auch das Museum Lüneburg sucht im Rahmen der Provenienzforschung gezielt nach NS-Raubkunst in seinen Sammlungen. Dabei hat sich die mit der Suche betraute Historikerin Anneke de Rudder zunächst auf Objekte aus der Familie Heinemann konzentriert. Vom 10.–13. Juli 2015 kommen nun rund 40 Nachfahren der Familie aus aller Welt nach Lüneburg, um die Stadt ihrer Vorfahren kennenzulernen.
Marcus Heinemann (1819–1908) war ein weit über die Grenzen der Stadt hinaus geachteter jüdischer Kaufmann und Bankier in Lüneburg, der sich durch sein starkes soziales und mäzenatisches Engagement auszeichnete. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Museumsvereins für das Fürstentum Lüneburg und war Zeit seines Lebens ein Freund und Förderer des Museums. Aus seinem Nachlass erwarb das Museum im Jahr 1940 in einem problematischen Kauf verschiedene historische Objekte. Der Museumsverein als Eigentümer der Sammlung wird diese Gegenstände nunmehr an die rechtmäßigen Erben zurückgeben. Dazu gehören u.a. die Schauseite einer gotischen Truhe, Fensterbilder aus dem 16. Jahrhundert sowie historische Lüneburger Urkunden und Münzen.
In den letzten Monaten ist es gelungen, die über die ganze Welt verstreuten Erben von Marcus Heinemann ausfindig zu machen. Die meisten seiner Nachfahren konnten sich in die Emigration retten. Zur Familie gehören u.a. der Philosoph Fritz Heinemann, der Sprachwissenschaftler Hermann Jacobsohn, der Schallplatten-Pionier Otto Heinemann, der amerikanische Ökonom Erich Heinemann, die US-Menschenrechtsaktivistin Marianne Russo und der Tropenarzt Dr. Henry Heinemann. Die Erben fassten im Laufe des Projekts den sehr großzügigen Entschluss, ihrerseits die vor 75 Jahren angeeigneten Objekte nach deren Restitution dem Museum als Leihgabe zur Verfügung zu stellen – als Zeichen der Versöhnung und des Heilens alter Wunden.
- Die „Heinemann-Bibel”: „Unserem verehrten Chef Herrn Marcus Heinemann gewidmet von [...] zu seinem 70. Geburtstage, Lüneburg, den 22. April 1889”.
Rückgabe und Übergabe sollen im Rahmen einer Zeremonie mit geladenen Gästen im Museum erfolgen. Geplant sind überdies ein Empfang im Lüneburger Rathaus, eine Stadtrundgang zu Familienorten, eine „Storytelling Night” im Museum, eine Gedenkveranstaltung am Ort der ehemaligen Lüneburger Synagoge und ein Besuch des teilzerstörten jüdischen Friedhofs der Stadt. Kurz: Ein Wochenende der Erinnerung, aber vielleicht auch der Beginn von etwas Neuem. Denn nach Jahrzehnten des Auseinanderdriftens der Heinemann-Familie könnte hier der Grundstein für einen neuen Zusammenhalt über Kontinente, Generationen und Religionen hinweg gelegt und zugleich der Lüneburger Ursprung der Familie wieder sichtbar gemacht werden.
Im Anschluss an die Übergabezeremonie bietet sich die Gelegenheit eines Pressegespräches mit Vertretern der Heinemann-Familie, des Museumsvereins und des Museum Lüneburg.
(Sonja Jamme)
Treffen der Nachfahren der Familie Heinemann (Rückblick)
Truhe von Marcus Heinemann
Der Marcus-Heinemann-Saal
Ruth Verroen liest aus ihrem Buch über die Familie Jacobsohn
Besuch von Margaret McQuillan zur Übergabe eines Familienerbstücks
Provenienzforschung am Museum Lüneburg
LZ-Artikel, 25.04.15, Puzzle-Arbeit mit fehlenden Teilen – Vortrag der Historikerin ...(250 KB)
LZ-Artikel, 20.02.15, Zusammensetzen eines Puzzles – Anneke de Rudder erforscht ...(155 KB)
LZ-Artikel, 1./2.09.12, NS-Raubkunst gibt es auch in Lüneburg(760 KB)