Von Lüneburg aus in die Welt

Heinemann-Familientreffen in Lüneburg, 10.–13. Juli 2015

Familie Heinemann
Marcus Heinemann und Familie, ca. 1884  (Foto: Sammlung Ruth Verroen)

Übergabe von Objekten im Museum Lüneburg

Das Thema Raubkunst steht seit einigen Jahren im Fokus öffent­licher Aufmerk­samkeit. Auch das Museum Lüne­burg sucht im Rahmen der Prove­nienz­forschung gezielt nach NS-Raub­kunst in seinen Samm­lungen. Dabei hat sich die mit der Suche betraute Histo­rikerin Anneke de Rudder zunächst auf Objekte aus der Familie Heinemann konzen­triert. Vom 10.–13. Juli 2015 kommen nun rund 40 Nach­fahren der Familie aus aller Welt nach Lüne­burg, um die Stadt ihrer Vor­fahren kennen­zulernen.

Marcus Heinemann (1819–1908) war ein weit über die Grenzen der Stadt hinaus geachteter jüdischer Kaufmann und Bankier in Lüneburg, der sich durch sein starkes soziales und mäzena­tisches Enga­gement auszeich­nete. Er gehörte zu den Gründungs­mitglie­dern des Museums­vereins für das Fürstentum Lüneburg und war Zeit seines Lebens ein Freund und Förderer des Museums. Aus seinem Nachlass erwarb das Museum im Jahr 1940 in einem problema­tischen Kauf verschie­dene histo­rische Objekte. Der Museums­verein als Eigen­tümer der Sammlung wird diese Gegen­stände nunmehr an die recht­mäßigen Erben zurück­geben. Dazu gehören u.a. die Schau­seite einer gotischen Truhe, Fenster­bilder aus dem 16. Jahr­hundert sowie histo­rische Lüne­burger Urkunden und Münzen.

In den letzten Monaten ist es gelungen, die über die ganze Welt verstreuten Erben von Marcus Heinemann ausfindig zu machen. Die meisten seiner Nach­fahren konnten sich in die Emigra­tion retten. Zur Familie gehören u.a. der Philosoph Fritz Heinemann, der Sprach­wissen­schaftler Hermann Jacob­sohn, der Schall­platten-Pionier Otto Heine­mann, der ameri­kanische Ökonom Erich Heinemann, die US-Menschen­rechts­aktivistin Marianne Russo und der Tropen­arzt Dr. Henry Heinemann. Die Erben fassten im Laufe des Projekts den sehr groß­zügigen Entschluss, ihrer­seits die vor 75 Jahren angeeigneten Objekte nach deren Resti­tution dem Museum als Leih­gabe zur Verfügung zu stellen – als Zeichen der Versöhnung und des Heilens alter Wunden.

Heinemann-Bibel
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Rückgabe und Übergabe sollen im Rahmen einer Zere­monie mit geladenen Gästen im Museum erfolgen. Geplant sind überdies ein Empfang im Lüne­burger Rathaus, eine Stadt­rundgang zu Familien­orten, eine „Story­telling Night” im Museum, eine Gedenk­veran­staltung am Ort der ehema­ligen Lüne­burger Synagoge und ein Besuch des teil­zerstörten jüdischen Friedhofs der Stadt. Kurz: Ein Wochen­ende der Erinnerung, aber vielleicht auch der Beginn von etwas Neuem. Denn nach Jahr­zehnten des Aus­einander­driftens der Heinemann-Familie könnte hier der Grund­stein für einen neuen Zusammen­halt über Kontinente, Genera­tionen und Reli­gionen hinweg gelegt und zugleich der Lüne­burger Ursprung der Familie wieder sichtbar gemacht werden.

Im Anschluss an die Übergabe­zeremonie bietet sich die Gelegen­heit eines Presse­gespräches mit Vertretern der Heinemann-Familie, des Museums­vereins und des Museum Lüneburg.

(Sonja Jamme)

Treffen der Nachfahren der Familie Heinemann (Rückblick)
Truhe von Marcus Heinemann
Der Marcus-Heinemann-Saal
Ruth Verroen liest aus ihrem Buch über die Familie Jacobsohn
Besuch von Margaret McQuillan zur Übergabe eines Familienerbstücks
Provenienzforschung am Museum Lüneburg

LZ-Artikel, 25.04.15, Puzzle-Arbeit mit fehlenden Teilen – Vortrag der Historikerin ...(250 KB)
LZ-Artikel, 20.02.15, Zusammensetzen eines Puzzles – Anneke de Rudder erforscht ...(155 KB)
LZ-Artikel, 1./2.09.12, NS-Raubkunst gibt es auch in Lüneburg(760 KB)

News-Archiv 2015