Abgeschlossene Forschungsprojekte:
Die wirtschaftlich-kulturelle Bedeutung des Rohstoffs Ton für die Backsteinstadt Lüneburg
Von 2010–2015 fand unter Federführung und Koordination des Naturwissenschaftlichen Vereins ein interdisziplinäres Forschungsprojekt statt, das die besondere Rolle des Naturstoffs Ton für die Backsteinstadt Lüneburg im Fokus hatte. Einzelne Elemente des Forschungsprojektes sind in der Abteilung „günden und bauen” (Raum 3) verankert.
Die wesentlichen Ergebnisse dieses Projektes mündeten in einer gemeinsamen interdisziplinären Publikation, die über das Museum bezogen werden kann:
Grader, C.; Ring, E.; Seidel, A. (2016): Die vielfältige Bedeutung des Rohstoffs Ton für die Backsteinstadt Lüneburg. Beiträge aus dem Museum Lüneburg (Bd. 1). Lüneburg: 143 S.
Darüber hinaus sind die genaueren wissenschaftlichen Ergebnisse in zwei Dissertationen nachzulesen:
Corinna Grader (Bereich Mineralogie):
„Mineralogische und geochemische Charakterisierung von historischen Ziegelei- und Töpferei-Produkten sowie von Sedimenten und deren Nachbrände aus Lüneburg.”
Antje Seidel (Bereich Kulturgeographie):
„Der ‘lokale’ Baustoff als konstitutives Element der Stadtlandschaft. Eine kulturgeographische Untersuchung der ‘Backsteinstadt Lüneburg’.”
Hintergrund
Ton als Rohstoff war seit dem späten 13. Jahrhundert in Lüneburg von großer Bedeutung: Die ersten Backsteinbauten stammen aus dieser Zeit und weitere prägen bis heute das Stadtbild. Hinzu kommen zahlreiche bedeutende Funde feinkeramischer Erzeugnissen aus Töpfereien der frühen Neuzeit. Hervorzuheben ist der Umstand, dass auf engstem Raum eine Vielzahl an Tonlagerstätten aus erdgeschichtlich unterschiedlichsten Epochen genutzt werden konnte. Dies ließ analytisch eine Unterscheidbarkeit der Tone und Tonprodukte erwarten, mit deren Hilfe noch offene Forschungsfragen z. B. bezüglich der Lüneburger Keramik und Baukultur beantwortet werden konnten.
Ziel der Untersuchungen war es, die Forschungslücken im Bereich der Lüneburger Grob- und Feinkeramik zu schließen sowie einen Informations- und Ausstellungsort für den Themenbereich „Ton- und Tonprodukte in Lüneburg” mit der Option eines themenbezogenen Stadtrundgangs zu errichten.
Einige Forschungsbereiche:
- Lage, Umfang und Geologie der Tonlagerstätten
- Zusammenhänge zwischen Baustoff, Baukultur und städtischem Bild
- Herkunft der Model von Terrakotten und Ofenkacheln
- Rohstoffmischungen und Herstellungsmethoden ausgewählter Tonprodukte
- Zuordnung bestimmter Tone zu bestimmten Scherben
Vier Institutionen sind bei diesem Vorhaben miteinander vernetzt und arbeiten eng zusammen:
- Naturwissenschaftlicher Verein Lüneburg
- Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Stadt- und Kulturraumforschung
- Leibniz Universität Hannover, Mineralogisches Institut
- Museumsstiftung Lüneburg, Stadtarchäologie
Gefördert wird das Projekt von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen der Initiative „Forschung in Museen” mit insgesamt 273.000 €. Die Förderung beinhaltet unter anderem die Finanzierung von zwei Doktorandenstellen in den Bereichen Kulturgeographie und Mineralogie.
Visualisierung des Platzes „Am Sande”
Außerdem forschte die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) über das Erscheinungsbild des Platzes „Am Sande” in Lüneburg zum Zweck der visuellen Vermittlung der bauhistorischen Hypothesen für die Öffentlichkeit.
Es entstand ein völlig neues virtuelles Modell der räumlichen Geometrie des Platzes. Die Darstellungen in diesem Modell sollen hypothesengetreu sein; die Idee dieses Vorhabens ist, die Architektur des Platzes je nach Wissensstand und Quellenlage unterschiedlich abstrakt und idealisiert darzustellen.
Kurzfilm (Dauer 07:36 min) mp4-Datei direkt laden (16 MB)
Die Forschungsergebnisse entstanden in engem Kontakt mit der Denkmalpflege und dem Museum der Hansestadt Lüneburg. Historische Pläne aus den Hausakten des Baudezernats sowie historische Darstellungen von Häusern auf Zeichnungen, Gemälden und Fotografien aus der Sammlung des Museums Lüneburg bilden die Grundlage.