Waldboden – der Boden des Jahres 2024

Jährlich küren verschiedene Organisationen in Deutschland unter dem Oberbegriff „Natur des Jahres“ ausgewählte Arten oder Lebensräume, um damit auf die besondere Gefährdung von Tieren, Pflanzen und ihrer Lebensräume aufmerksam zu machen. Insgesamt 50 Nennungen werden im Laufe eines Jahres von den jeweiligen Schirmgesellschaften präsentiert. Die bekanntesten unter ihnen sind z. B. Vogel des Jahres, Insekt des Jahres oder Baum des Jahres.

Weniger bekannt ist der Boden des Jahres, der von der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, dem Bundesverband Boden und dem Ingenieurtechnischen Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling ausgewählt und jährlich am Weltbodentag (5. Dezember) präsentiert wird.

Die Wahl für das Jahr 2024 fiel auf den Waldboden. Mit der Wahl sollen der Schutz und die Bedeutung für das Ökosystem von Wäldern und ihrer Böden in den Fokus gestellt werden. In der Begründung des Kuratoriums heißt es: „Waldböden sind als Pflanzenstandort und Nährstoffquelle die Grundlage produktiver und anpassungsfähiger Wälder. Sie tragen als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei, sorgen für sauberes Trinkwasser und Regenrückhalt bei Extremniederschlägen, puffern atmosphärische Schadstoff- und Säureeinträge und dienen als Lebensraum für eine Vielzahl an Organismen.“ Nichtsdestotrotz sind Waldböden heute durch Stickstoffeinträge der Luft und im Niederschlagswasser, Trockenstress sowie durch Kahlflächen, sei es durch Rodungen oder absterbende Bäume, stark in ihren Funktionsleistungen beeinträchtigt.

Die diesjährige Wahl zum Waldboden setzt sich gegenüber den Nennungen der letzten Jahre ab. Normalerweise wird ein konkreter Bodentyp zum Boden des Jahres gekürt. Der Waldboden ist aber kein eigener Bodentyp, sondern es gibt mehrere Bodenarten, die unter Waldstandorten vorkommen. Das Museum Lüneburg zeigt in seiner Dauerausstellung zwei solcher Böden: Eine Parabraunerde und einen Pseudogley. Beide Profile wurden im Oedemer Zuschlag bei Lüneburg entnommen. Die Parabraunerde ist ein nährstoffreicher, unter Wald oft versauerter Boden mit einem hohen Anteil an Tonteilchen, die im Laufe der Zeit nach unten verlagert werden. Auf ihm wuchs im Oedemer Zuschlag ein Eichen-Buchen-Mischwald. Pseudogleye entstehen auf feuchteren Standorten unter Stauwasser-Einfluss. Sie können sich über die Zeit aus einer Parabraunerde entwickeln. Das Profil aus dem Museum wurde in der Nähe des Hasenburger Baches unter Eichen-Hainbuchen-Bewuchs entnommen.

Zwei Waldböden im Museum Lüneburg: Links eine Parabraunerde, rechts ein Pseudogley. Foto: Museum Lüneburg

Christina Broesike

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