Kalksandstein
Fundort: Kiesgrube bei Neetze
Alter: ca. 15,5–23,8 Mio. Jahre
(Untermiozän)
Maße: ca. 1,90 x 1,20 m
Gewicht: ca. 1,5 Tonnen
Der große Gesteinsblock aus Kalksandstein wurde im Frühjahr 1987 bei Baggerarbeiten in der Kiesgrube bei Neetze entdeckt. Bei der Bergung zerbrach er in zwei Teile und gab dabei ein dickes Muschelpflaster frei.
Beide Teile sind heute noch erhalten und werden in der neuen Dauerausstellung gezeigt. Während der kleinere Block bereits im ehemaligen Naturmuseum ausgestellt war, hat das größere Stück aufgrund seiner Masse eine kleine Odyssee hinter sich. So wurde es lange Zeit im Schulzentrum Scharnebeck gezeigt, danach in Gemeinderäumen Scharnebecks zwischengelagert. Doch auch dieser Platz musste 2013 geräumt werden, so dass der Block im Sommer in einer aufwändigen Aktion in eine Scheune umgelagert wurde. Von dort aus erreichte das 1,5 t schwere Objekt seinen endgültigen Standort in unserer Ausstellung.
Interessant ist vor allem das Muschelpflaster auf der Oberfläche des Sandsteins. Zunächst scheint die Fauna nur aus den auffälligen Glycymeris-Muscheln zu bestehen, aber der Schein trügt: Allein 49 Weichtier-Arten (sog. Mollusken) tummeln sich dort, darunter 22 verschiedene Muscheln, 2 unterschiedliche Grabfüßer und 25 Schnecken-Arten. Außerdem konnten Kammerlinge, Muschelkrebse, Moostierchen, Ohrsteine von Fischen, Haizähne und Treibholz identifiziert werden.
Trotz dieser bunten Mischung an Fossilien ist eine zeitliche Einordnung schwierig, da kein Leitfossil gefunden wurde. Verschiedene Hinweise lassen aber auf eine Entstehung im Untermiozän schließen. Die Tiere lebten im Flachwasserbereich eines subtropischen Meeres, das sich von Lüneburg über Hamburg und Holstein bis nach Mecklenburg erstreckte.
Eine weitere Besonderheit ist die Herkunft des Kalksandsteins. In unserer Gegend liegen solche Gesteine in tieferen Schichten als er tatsächlich gefunden wurde. Dies lässt darauf schließen, dass der Block von einem Gletscher der Saale-Eiszeit nach Neetze transportiert wurde. Es handelt sich also um ein sogenanntes Geschiebe. Einen weiten Transport hätte das mürbe Material aber kaum überstanden, so dass die originale Herkunft also durchaus in der Nähe gesucht werden muss. Vermutlich liegt der Ausgangsort seiner Reise in der Nähe eines Salzstocks, von dem er an die Oberfläche gepresst wurde und von wo ihn dann das Eis abtransportierte. Dafür kommen Salzstöcke um Dannenberg, Dömitz und Gorleben, aber auch aus dem nördlichen Mecklenburg und Kreis Lauenburg in Frage.
(Christina Broesike)
Literatur: Moths, H., Schumacher, D. & Stein, G. (1992): Das große Tertiärgeschiebe von Neetze im Naturmuseum Lüneburg – Eine Analyse der Molluskenfauna. Jahrbuch des Naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstentum Lüneburg. Bd. 39, S. 165-170.
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