Ehrenpokal für Otto Lauenstein
Deckelpokal
Material/ Maße: Silber; Höhe ca. 80 cm
Ort/ Hersteller/ Datierung: Lüneburg; Georg Friedrich Gottschalk; 1894
Der Ehrenpokal von 1894 wurde nach einem Entwurf des Stadtbaumeisters Richard Kampf von dem Lüneburger Goldschmied Georg Friedrich Gottschalk ausgeführt. Die Form des Deckelpokals erinnert an die Gefäßtypen des Lüneburger Ratssilberschatzes, der 1874 an das Kunstgewerbemuseum in Berlin veräußert worden war. Als Zeugnis der historistischen Goldschmiedekunst der Zeit um 1900 bietet der Deckelpokal eine hochinteressante Ergänzung der bestehenden Sammlung Lüneburger Goldschmiedearbeiten. Diese reicht von den kirchlichen Goldschmiedearbeiten des Spätmittelalters über den (nur noch anzudeutenden) Lüneburger Ratssilberschatz und die Arbeiten der Lüneburger Goldschmiede des 17. und 18. Jahrhundert bis hin zu Marga Jeß und Herbert Zeitner als Vertretern des Kunsthandwerks im 20. Jahrhundert. Die Werkstatt Georg Friedrich Gottschalks befand sich in dem Haus An den Brodbänken 11, in dem mehrere Generationen Lüneburger Goldschmiedemeister tätig waren.
Über die kunstgewerbliche Qualität und den materiellen Wert hinaus besitzt der Pokal als Ehrengabe der Lüneburger Bürger für einen verdienten Oberbürgermeister einen kulturgeschichtlichen Zeugniswert für das Verhältnis von Bürgerschaft und Magistrat im 19. Jahrhundert. Das Wechselverhältnis zwischen individueller Leistung und gemeinnütziger Verantwortung drückt sich in dem Ehrengeschenk für Otto Lauenstein in einem Symbol kollektiver Anerkennung aus. Schon Wilhelm Reinecke hat in seiner Geschichte der Stadt Lüneburg das „ungewöhnliche Ansehen” betont, das Lauenstein dank seiner „Fühlung zu allen Kreisen der Bevölkerung” genoss. Dies drückt sich in der Gruppe der Stifter des Ehrenpokals aus, die ihrer Verehrung in einer schmuckvoll gestalteten Adresse persönlich Ausdruck verliehen: unter den 459 Namen finden sich neben Fabrikanten und Bankiers, Regierungsräten und Medizinern auch einfache Handwerker und Gewerbetreibende – ein Querschnitt des Lüneburger Bürgertums vom Amtsgerichtsrat a. D. von Dassel bis zum Lokomotivführer Hoffmann.
(Ulfert Tschirner)
Übergabe des Ehrenpokals für Otto Lauenstein
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