Drei große Welfen und der Wunsch nach einfachen Geschichtsbildern

Die Welfen zählen zu den ältesten Adelsgeschlechtern Europas. Über Jahrhunderte stellten sie die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, im 18. Jahrhundert gelangten sie zudem auf den englischen Thron und regierten bis 1866 das Königreich Hannover. Heinrich der Löwe (um 1130–1195) ist der wohl bekannteste Welfe: Er geriet in Konflikt mit Kaiser Friedrich Barbarossa, verlor schließlich seine Macht, prägte aber die regionale Geschichte, indem er Bardowick 1189 zerstörte und den Aufstieg Lüneburgs förderte. Trotz Heinrichs Entmachtung gelangten seine Söhne im Reich zu Ämtern und Einfluss, darunter Otto IV., der als einziger Welfe zum König und Kaiser gekrönt wurde.

Die Gemälde des Pfalzgrafen Heinrich bei Rhein, des Kaisers Otto IV. und des Herzogs Heinrich von Lüneburg im Ausstellungsbereich zur Geschichte von Bardowick und Lüneburg.

Wertvolle Dauerleihgaben an das Museum Lüneburg

Drei großformatige Bildnisse von Heinrichs Söhnen bereichern seit kurzem den Ausstellungsbereich „gründen & bauen“ im Museum Lüneburg. Das Bildnis von Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1173-1227) und das von Kaiser Otto IV. (1175/76-1218) sind Werke des Braunschweiger Hofmalers Johann Christian Ludwig Tunica (1795-1868). Das Portrait des Herzogs Wilhelm von Lüneburg (1184-1213) geht auf Georg Friedrich Reichmann (1793-1853) zurück, der Hofmaler in Hannover war. Die Historienbilder wurden in den Jahren 1835 und 1836 als Deckengemälde zur Ausstattung des Rittersaals im Leineschloss Hannover geschaffen. Über das Welfenschloss Marienburg gelangten sie später auf den Kunstmarkt und wurden dem Museum nun als Dauerleihgaben der Landschaftlichen Brandkasse Hannover, einem Unternehmen der VGH Versicherungen, übergeben.

Die großformatigen Historienmalereien ergänzen die Ausstellung über die Geschichte Bardowicks und Lüneburgs im Mittelalter. Sie stehen in einem reizvollen Kontrast zu den mittelalterlichen Fragmenten, aus denen sich unser immer bruchstückhaftes Bild der Vergangenheit zusammensetzt. Die drei Gemälde bilden die historischen Personen, über deren Leben, Handeln und äußere Erscheinung wir über die vorhandenen Quellen nur unzureichend informiert sind, ganz konkret als idealisierte Heldenfiguren ab. Damit bedienen sie das Bedürfnis nach einer einfachen und möglichsten konkreten Darstellung von Geschichte.

Dr. Ulfert Tschirner, Kurator Museum Lüneburg

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