Haarknotenfibel der Bronzezeit aus Deutsch Evern
Das hier vorgestellte Objekt entstammt der Bronzezeit. Die Bronzezeit, die hierzulande etwa zu Anfang des 2. vorchristlichen Jahrtausends beginnt, löst als erste Epoche der Metallzeiten die Steinzeit ab und führt erstmalig zur Herausbildung einer eigenen archäologischen Kultur in der Region, der sog. Lüneburger Gruppe. Sie entsteht im Ilmenaugebiet und unterscheidet sich in Tracht und Bewaffnung deutlich von zeitgleichen Befunden aus anderen Regionen. Der bekannteste Fund der Lüneburger Bronzezeit stammt jedoch aus dem mittleren Abschnitt der Bronzezeit. Er wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Grabhügel Nr. 17 der ehemals aus über 50 Hügeln bestehenden Gräbergruppe auf dem Wandelfeld in Deutsch Evern entdeckt. In diesem Grabhügel befanden sich mehrere Bestattungen.
Zuvorderst wurde das Grab eines Mannes gefunden. Weiterhin fanden sich zwei Frauengräber, die ihrerseits von zwei Männerbestattungen eingerahmt worden waren. Der Ausgräber, Lüneburgs damaliger Museumsdirektor Gerhard Körner hielt es daher für möglich, dass es sich bei dem geschilderten Befund um einen Beleg für den Brauch einer sogenannten Totenfolge handelt, das heißt, dass alle übrigen Verstorbenen der ersten Leiche in das Grab zu folgen hatten und daher bei dessen Beisetzung getötet wurden. Durch neuere Grabungen wissen wir heute jedoch, dass die in einem einzigen Grabhügel vereinten Bestattungen tatsächlich in der Regel nacheinander und im Abstand von Jahren erfolgten.
Einer der herausragendsten Funde des vierten Grabes aus diesem Hügel ist die besagte Haarknotenfibel. Dieses zeitlose Schmuckstück zeigt an, dass es sich um eine Frauenbestattung handelte. Die Trägerin dieser Fibel nutzte sie, um ihr Haar am Hinterkopf zu einem Knoten, vielleicht auch zu einem Zopf zusammenzubinden. Zur Grabausstattung dieser "Dame von Deutsch Evern" gehörten außerdem ein Satz von Halsringen, eine große Fibel, sowie paarweise getragener Armschmuck und vier Beinringe. Das Inventar dieser Bestattung aus Deutsch Evern stellt bis heute - neben der 1991 entdeckten, nur wenige Kilometer von Deutsch Evern entfernt ausgegrabenen Frauenbestattung in der Gemarkung Heiligenthal - eine der vollständigsten Schmucktrachten der mittleren Bronzezeit dar. Die Frauentrachten vom Typ Deutsch Evern bieten insgesamt einen recht uniformen Eindruck. Sie ist im Lüneburger Museum zu bewundern; eine weitere, etwas ältere Frauentracht, gefunden in der Totenstatt bei Oldendorf an der Luhe, befindet sich als Leihgabe im Oldendorfer Museum.
(Dietmar Gehrke)
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