Römische Goldmünze aus Adendorf
Adendorf ist nicht erst seit den spannenden Funden der aktuellen Grabungen dort im Fokus der regionalen Geschichtsschreibung. Konkret geht es um den Treffpunkt, an dem im Jahre 5 eine militärische Expedition der Römer unter dem Kommando des späteren Kaisers Tiberius auf die hiesigen Langobarden traf. In deren Begleitung reiste auch ein Chronist namens Paterculus, ein Offizier der Reiterei. Ihm verdanken wir einen sehr lebendigen Bericht über jenes Ereignis, welches für den gesamten nordostniedersächsischen Raum auch das Eintrittsdatum in die schriftlich überlieferte Geschichte bedeutet. Allgemein favorisiert hat man als Ort des römisch-germanischen Aufeinandertreffens eine Anhöhe am Höhbeck, wohl auch deswegen, weil in dem Bericht von einem Marschlager die Rede ist und sich dort tatsächlich zwei Wallanlagen finden, die neueren Grabungen zufolge allerdings aus dem frühen Mittelalter stammen. Somit gelangte Adendorf, ebenfalls am Rande des Urstromtals der Elbe gelegen, in diese Diskussion. Diese Theorie wird von einer Reihe relativ unscheinbarer Metallfunde, die sich heute im Landesmuseum Hannover befinden, gestützt. Zu nennen ist hier in erster Linie eine Reihe von Gürtelschnallen, möglicherweise gar einstmals Bestandteil der Ausrüstung römischer Legionäre. Die bis dato wohl bedeutendsten Adendorfer Funde jedoch sind zwar ebenfalls römischer Herkunft, dafür allerdings etwas jünger und entstammen – ebenso wie die aktuellen Grabungsfunde – einem Zeitabschnitt, in dem sich Teile der Langobarden bereits auf den Weg gen Süden machten um dann 568 in Norditalien auf dem Boden des untergegangenen römischen Imperiums ein nach ihnen benanntes Reich zu gründen. Es handelt sich um eine Goldmünze und einen goldenen Fingerring.
Die Münze entstammt der Regierungszeit des Kaisers Valens (364 – 378) und wurde in Antiochia geprägt. Valens herrschte im Osten des römischen Reiches und verlor im Kampf gegen die Goten sein Leben. Über die genauen Umstände ihrer Auffindung ist nicht viel überliefert; interessant ist, dass sich die überlieferten Fundorte (im Falle des Rings sind es sogar zwei) alle im engeren und weiteren Umfeld der aktuellen Grabungen befinden. Möglicherweise entstammt die Münze dem Grab eines germanischen Fremdenlegionärs in römischen Diensten. Umso gespannter darf man auf die Ergebnisse der jüngsten Forschungen sein: Befand sich hier einst wirklich ein Platz von überregionaler Bedeutung? Liegen dessen Wurzeln womöglich tatsächlich bereits in römischer Zeit?
(Autor: Dietmar Gehrke, Kurator ur- und frühgeschichtliche Archäologie / Kreisarchäologe)
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