Besser die Taube am Hals, als den Spatz in der Hand.

Ein kostbarer mittelalterlicher Gewandverschluss aus der Salzbrückerstraße

Taubenförmige Fibel. Foto: Museum Lüneburg

Auf dem Gelände des in der Mitte des 14. Jahrhunderts eingerichteten “Langen Hofs“ in der Salzbrückerstraße kam es bereits vor einigen Jahren zu einer größeren archäologischen Ausgrabung. An diesem Platz hatte Segeband von Wittorf (der Ältere) 1352 ein Hospital gestiftet, welches der Pflege von kranken und hilfsbedürftigen Menschen diente. Während von dem mittelalterlichen Hospital lediglich ein Mauerzug dokumentiert werden konnte, lieferte die archäologische Ausgrabung zahlreiche ältere Siedlungsspuren des 13. Jahrhunderts. Hierbei wurde zum Glück auch ein Metalldetektor verwendet, sodass dutzende spannende Metallobjekte geborgen wurden, die Einblicke in den mittelalterlichen Alltag gewähren. Erst vor wenigen Wochen war es nun möglich ein überaus kostbares Fundstück zu restaurieren und dessen wahre Schönheit zutage zu fördern.

Bei dem sogenannten Fürspan in Form einer Taube aus kupferhaltigem Buntmetall handelt es sich um einen Gewandverschluss – vergleichbar mit einer heutigen Sicherheitsnadel. Vergleichbare Schmuckstücke sind in der Regel deutlich einfacher gestaltet und verfügen lediglich über eine ringförmige Grundform mit einer Aussparung für die Sicherheitsnadel. Das Lüneburger Stück hat dahingegen nicht nur die bereits erwähnte Vogelform, sondern ist zudem mit einem filigranen Dekor verziert. So wurden röhrenförmige Stege auf die Grundform des Vogels aufgebracht, deren Basis mit feinen Blütenblättern umgeben sind. In die stilisierten Blütenstängel wurden schließlich grünlich-blaue Glasperlen eingelassen, sodass die ursprünglich bronzefarbene Fibel ein prächtiges Farbspiel besaß.

Ebenfalls vogelförmige Fürspangen sind bisher europaweit überaus selten und bisher aus England, den Niederlanden und Ungarn bekannt. Die überwiegend ins frühe 13.–14. Jahrhundert datierenden Stücke reichen bezüglich ihres Dekors jedoch nicht im Mindesten an unser prachtvolles Stück heran. Das im Original lediglich 3 cm große Stück ist gemeinsam mit zahlreichen weiteren spannenden Objekten seit dem 20.10.2024 in der Sonderausstellung "Lüneburg in den Kinderschuhen - Die frühe Geschichte der Stadt aus archäologischer Sicht" im Museum Lüneburg zu bewundern.

Tobias Schoo, Stadtarchäologe und Kurator des Museum Lüneburg

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