Der steinerne Meißel vom Thomasburger Burgberg
der Lüneburger AG Urgeschichte (1995 – 1997).
Foto: Museum Lüneburg
Vor 900 Jahren wurde der kleine Ort Thomasburg erstmals urkundlich erwähnt, im Jahr 1124. Doch leider verrät uns diese Urkunde nicht sehr viel mehr als die bloße Existenz des Burgortes. Immerhin erfährt man noch, dass das Kloster Rastede bei Oldenburg zu dieser Zeit Besitzungen in Thomasburg hatte - bemerkenswert, hätte man doch wohl eher eines der hiesigen Klöster vermutet.
Eine Erklärung dafür liegt in der Geschichte der Oldenburger Grafen, deren Ahnherren tatsächlich auch im Lüneburger Michaeliskloster, dem Hauskloster der Adelsfamilie der Billunger, gedacht wurden.
Einen Hinweis auf ein möglicherweise höheres Alter der Burg lieferten bisher lediglich verkohlte Holzreste, die sich im Bereich des Burgwalles fanden. Diese zeigen, dass der dieser einst in einer Holzkastenkonstruktion errichtet wurde.
Aus dem 11. Jahrhundert sind noch weitere solche Beispiele nördlich und östlich der Elbe belegbar. Oft wurden sie mit einer Grenze gegen die slawischen Wenden in Verbindung gebracht.
Tatsächlich gibt es urkundliche Belege für eine solche Grenze nur für den Beginn des 9. Jahrhunderts. Kurz danach geriet auch die Region östlich der Elbe in den Fokus des jungen fränkisch-deutschen Reiches.
Unterbrochen wurde dies 983 durch einen Aufstand. In dessen Gefolge berichten die Quellen vom Einfall eines Heeres in die Region, der 997 wohl erst kurz vor Lüneburg zurückgeschlagen werden konnte. Hinterließ dieser Überfall die verkohlten Hölzer im Thomasburger Burgwall?
Bei Grabungen in den 1990er Jahren wurden noch weitaus ältere Funde entdeckt, darunter ein Feuersteinmeißel aus dem Ende der Steinzeit.
Außerdem wurde ein Überrest eines Vorratsgefäßes gefunden, der in das 1. Jahrhundert datiert und somit in die Zeit der Langobarden weist.
Da all diese Funde auf dem Thomasburger Burgberg nicht in unterschiedlichen Schichten aufgefunden worden waren, liegt die Vermutung nahe, dass sie bei Planierungsarbeiten innerhalb der zu errichtenden Burganlage – vielleicht im 10. oder 11. Jahrhundert – freigelegt und dann wieder verschüttet worden waren.
Dietmar Gehrke, Kreisarchäologe und Kurator Ur- und frühgeschichtliche Archäologie im Museum Lüneburg
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