Der Einbaum vom Höhbeck an der Elbe
Im Jahr 1903 fand man am Elbufer unweit der Ortschaft Vietze am Fuße des Höhbecks, einer inselartigen Anhöhe, die an dieser Stelle die bis zu 10 Kilometer breite Elbtalaue um mehr als 60 Meter überragt, einen Einbaum aus Eichenholz. Er wurde kurz nach seiner Entdeckung dem Lüneburger Museum übereignet. Bis heute ist der Einbaum mit seinen mehr als 7,5 Metern Länge und einem Gewicht von gut 1,2 Tonnen eines der auffälligsten Exponate der Dauerausstellung.
Die ungleiche Bodenstärke des Einbaums zeigt, dass man hier mit dem Nacharbeiten nicht zum Abschluss gekommen war. Lange Zeit wurde er unter der Fundortbezeichnung „Hitzacker“ im Lüneburger Museum gezeigt. Tatsächlich jedoch stammt der Einbaum aus einem Gebiet, das bereits kurz nach Christi Geburt Ziel einer römischen Expedition wurde, mit der man lange Zeit die Reste eines Kastells auf dem Höhbeck in Verbindung brachte. Heute wissen wir, dass es aus dem Mittelalter stammt. Das gilt auch für den untergegangenen Ort Schezla, der sich einst zu Füßen dieses Kastells befand. Der Höhbecker Einbaum erhielt seine Fundortbezeichnung zunächst nach dem Wohnsitz des Finders, nämlich Hitzacker. Der nach Lüneburg verbrachte Einbaum war nicht der einzige Fund dieser Art in diesem Abschnitt der Elbe, weitere Exemplare entdeckte man beispielsweise auch an anderen Stellen, an denen sich einst ebenfalls Furten durch den Strom befanden, wie etwa bei Artlenburg oder gegenüber von Hitzacker im ehemaligen Amt Neuhaus. Um die alten Neuhäuser Funde rankt sich sogar eine Sage, die die häufigen Entdeckungen von solchen Einbäumen erklären sollte: Angeblich soll im Mittelalter bei einem Sturm eine Reihe von Schiffen und Booten von den Stixer Dünen überweht worden sein. Sehr selten allerdings lassen sich solche Einbäume exakt datieren, da es sich bei diesen Booten um die ältesten Wasserfahrzeuge der Menschheit überhaupt handelt, die aber zugleich auch Bestandteile neuzeitlicher Mühlentechnik sind – so etwa im Falle von Schiffsmühlen, die auf derartigen Einbäumen montiert zu werden pflegten und die beispielsweise auch im 16. Jahrhundert aus Bleckede belegt sind.
So beschwerten sich am 20. November 1601 die Müller aus Ellringen, Wiecheln und Thomasburg, dass der Bleckeder Amtmann Fritz von dem Berge die Einwohner des Amtes Bleckede zwang, eine von ihm errichtete „Elb- und Schiffsmühle“ zu nutzen. Vor einigen Jahren wurde der Einbaum schließlich unter Zuhilfenahme naturwissenschaftlicher Methoden zwischen die Mitte des 11. und die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert. Er gehört damit in eine Zeit, in der die Elbe vom Grenz- zum Binnenfluss wurde, der Deichbau an der Elbe begann und die Furt am Höhbeck ihre Bedeutung verlor.
(Dietmar Gehrke, Kurator für Ur- und Frühgeschichte)
Siehe hierzu auch unseren Adventskalender der Superlative: Das längste Objekt
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