Arnstädter Fayence
Das vorliegende Ensemble aus Arnstädter Fayence des 17. Jahrhunderts besteht aus einem Stielgrapen, einem Teller, einem Pokal, einer Tüllenkanne, einem Salbentopf und einem Gefäß in der Art eines Albarello. Bei allen Objekten ist der Dekor in Kobaltblau mit einer Zinn-Blei-Glasur aufgetragen.
(Fotos zum Vergrößern anklicken)
- Stielgrapen
- Der Stielgrapen ist 8,6 cm hoch, misst im Durchmesser 7,5 cm, und seine Wandung ist 0,2 cm dick. Das Objekt ist umlaufend mit einem wiederkehrenden Muster bemalt. Die darin enthaltene Spirale dreht sich abwechselnd nach oben und unten. Der Dekor wird oben und unten durch je zwei dicke, hellblaue Linien begrenzt. An den drei Füßen sind mehrere kleine Striche gegenüberliegend so angeordnet, dass sie ein tannenzweigartiges Muster bilden. Die Handhabe ist mit vertikalen und horizontalen Linien verziert.
- Teller
- Der Teller ist 4 cm hoch, sein Durchmesser beträgt 19 cm, und er ist 0,7 cm dick. Der äußere Rand ist mit großen Tulpen bedeckt, zwischen denen Objekte mit einem Karomuster angeordnet sind, die Herzen oder Äpfeln ähneln. Sie sind durch Ranken miteinander verbunden. Im inneren Teil, der durch drei Kreislinien abgetrennt ist, befindet sich die Darstellung einer Blume, deren Blüten und Blätter dasselbe Muster, nur verkleinert dargestellt, noch einmal wiederholen.
- Pokal
- Der Pokal hebt sich durch seine dunklere Dekorfarbe ab. Er ist 9,5 cm hoch, misst im Durchmesser 5,7 cm und hat eine Wandungsdicke von 0,2 cm. Sein Dekor wird dominiert von Tulpen und Spiralen, die sich an ihrem Ende verdicken und vielleicht Ranken darstellen sollen. Des Weiteren winden sich um den Fuß noch kreisförmige Linien.
- Sirupkanne
- Die Tüllen- oder auch Sirupkanne ist 16,5 cm hoch; der Durchmesser der oberen Öffnung beträgt 6,5 cm, und sie hat eine Wandungsdicke von 0,4 cm. Die gelblichweiße Wandung ist mit sechs großen, geöffneten Tulpen bemalt, die jeweils versetzt angeordnet sind. Sowohl die obere Öffnung als auch Tülle und Fuß sind mit umlaufenden Linien bemalt. Um den Fuß läuft eine bandförmige Bemalung mit Spiralen und Händen auf blauem Grund. Zwischen den Tulpen befinden sich ebenfalls Spiralen.
- Salbentopf
- Der Salbentopf, den man auch als Standgefäß bezeichnen könnte, ist 9,5 cm hoch, seine Wandungsdicke beträgt 0,6 cm und er misst im Durchmesser 5,5 cm. Sein Dekor ist recht einfach gehalten. Oben und unten sind jeweils drei Kreislinien angeordnet, dazwischen befinden sich größere und kleinere Spiralen, sowie zwei Tulpen.
- Albarello
- Das Gefäß, welches den Albarelli zugeordnet werden kann, ist 11,6 cm hoch, seine Wandung ist 0,4 cm dick und sein Durchmesser beträgt 6 cm. Sein Dekor wird durch kreisförmige Linien in drei Bereiche unterteilt. Im oberen Bereich sind tulpenähnliche Formen quer und einander berührend angeordnet. In der Mitte befindet sich ein sich wiederholendes Muster. Es besteht aus grasähnlichen Strichen, zwei Spiralen und einer Tulpe mit Stängel und Blütenblättern. In der Nähe des Fußes sind vertikale Striche und Punkte aufgemalt.
Die beschriebenen Gefäße sind teils Apothekergefäße, aber auch Objekte eines gehobenen Tafelgeschirrs. Typisch für ihre Formgebung und Motivwahl sind Spiralen und Blumenmotive, wobei das Motiv der offenen und geschlossenen Tulpe vorherrschend ist. Dieses häufige Motiv hat seinen Ursprung in der Tulpenliebhaberei, die in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden ihren Ausgang nahm und sich bis in die 30er Jahre des 17. Jahrhunderts zur sogenannten Tulpenmanie steigern sollte - jeder wollte Tulpenzwiebeln besitzen, und ihre Preise schossen ins Unermessliche bis zu dem abrupten Preisverfall 1637. Genau wie der Tulpenwahn war die Fayenceproduktion in Arnstadt relativ kurzlebig. Sie dauerte vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
(Laura Stahmer, im Rahmen eines Schülerpraktikums)
Literatur: Marc Kühlborn: Grapen, Teller, Salbentöpfe „mit blawer Farbe verzieret”, Denkmalpflege in Lüneburg 2002, 22 f.
Zurück zur Übersicht Archäologische Objekte
Zurück zur Übersicht der Sammelgebiete