Samurai und seine Seele
Di., 06.09.2022, 19 Uhr
Vortrag der Deutsch-Japanischen Gesellschaft zu Lüneburg e.V.
Referent: Dr. Kenji Kamino, Hannover
Ort: Marcus-Heinemann-Saal (Eingang Wandrahmstraße) | Eintritt frei | Anmeldung nicht erforderlich
In der Zeit der Adelsherrschaft, also etwa im 10. Jahrhundert, erschienen Männer, die mit Waffen umzugehen verstanden und von ihrer Kampffähigkeit lebten. Die Hofadligen unterhielten solche Männer, um ihre Residenz sowie Güter vor Einbrechern und Räubern zu schützen. Die Männer wurden zu einer Berufsgruppe und nannten sich „Samurai“ bzw. „Bushi“. Diese Berufsgruppe wurde dann immer größer und mächtiger, so dass sie Ende des 12. Jahrhunderts die Regierung übernahm.
Im Laufe der Zeit wurde die politische Macht der Zentralregierung allmählich schwach, so dass sog. „Kriegerfürsten“ in vielen Landesteilen entstanden. Und sie kämpften gegeneinander, um ihre Herrschaftsgebiete zu vergrößern und ihre Macht auszudehnen, bis Japan Anfang des 17. Jahrhunderts durch den Fürst Tokugawa vereinigt wurde. In der Ära des Tokugawa-Shōgunates waren die Samurai Staatsbeamte. Nach einer friedlichen Zeit von 250 Jahren wurde das Tokugawa-Feudalsystem zunehmend instabil, so dass das Tokugawa-Shōgunat schließlich seine politische Macht dem Tennō zurückgeben musste. Somit verschwanden die Samurai aus der japanischen Gesellschaft.
Nun, was für welche Denkweise und Gefühlswelt hatten die Samurai in der Tokugawa-Zeit? Sie lebten nach dem Bushidō = dem „Weg des Samurai“. Das Bushidō war ein Kodex jener moralischen Grundsätze, welche kämpfende Edelmänner in ihrem Beruf und auch im täglichen Leben beachten sollten, bereits in früher Kindheit begannen die Samurai das Bushido zu erlernen.
Die Frage ist, ob das Bushidō nach der Restauration zusammen mit Samurai verschwand. Nein, die geistige Einstellung vom Bushidō diente den späteren wirtschaftlichen und militärischen Entwicklungen Japans.
Nach dem zweiten Weltkrieg wollten die USA den Bushidō-Geist vernichten, weil sie dachten, dass er zur Kriegsführung beitrug. Wenn man die heutige japanische Gesellschaft oberflächlich betrachtet, bekommt man den Eindruck, dass die Absicht Amerikas erfolgreich gewesen wäre. Aber der Bushidō-Geist lebt doch noch. Spätestens in Krisensituationen greift man automatisch wieder auf die unterschwelligen, gesellschaftlichen und moralischen Normen zurück. Das Bushidō war und ist noch immer der bleibende Geist Japans.
Zum Referenten
Dr. Kenji Kamino (68) lebt seit 1974 in Deutschland. Nach dem Studium der Humanmedizin in Marburg und Düsseldorf war er als Pathologe tätig, zuletzt 1990–2005 an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er befasst sich seit mehreren Jahren intensiv mit verschiedenen Aspekten der japanischen Kultur, die er im Rahmen von Vortragsveranstaltungen darstellt.
Dr. Kamino hält seine Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Er war bereits mehrfach zu Gast in Lüneburg und hielt Vorträge zu verschiedenen Themenfeldern.
Diese Informationen als PDF (215 KB)
Weitere Informationen Deutsch-Japanische Gesellschaft Lüneburg e.V.