„Gegenwart sammeln!“

Ein Aufruf von Museum Lüneburg und Stadtarchiv in der Corona-Krise

Mundschutzmaske

Mancher wird sich denken: „Hat das Museum derzeit keine anderen Sorgen als einen Sammlungsaufruf zu starten?“ Doch, das hat es! Fehlende Besucher sowie abgesagte Führungen und Veranstaltungen bringen die Museen derzeit arg in die Bredouille – und auch der Benutzersaal im Stadtarchiv blieb verwaist. Und doch muss ein Museum ebenso wie das Archiv auch in der Krisenzeit weiterhin seinen Kernaufgaben nachgehen. Dazu gehört das Sammeln und Bewahren, das sich nicht nur auf die Vergangenheit bezieht. Auch Gegenwart will gesammelt werden, um sie in der Zukunft als Geschichte dokumentieren zu können.

Gemeinsam mit dem Kulturreferat der Hansestadt Lüneburg rufen daher das Museum Lüneburg und das Stadtarchiv dazu auf, Dokumente und Objekte, die als Protagonisten für die Corona-Krise herhalten können, an das Stadtarchiv und das Museum abzugeben. So wird ein „Lüneburger Corona-Archiv“ aufgebaut, aus dem in späteren Zeiten vielleicht einmal eine Ausstellung zusammengestellt werden kann.

Dem Museum Lüneburg geht es dabei um die dreidimensionalen Objekte: Die Schutzmasken, die Schilder in den Schaufenstern und die selbstgemalten Schilder in den privaten Häusern, die Nachbarschaftshilfe anbieten und aufmunternde Worte weitergeben. Nicht wenige Lüneburger Firmen stellen gerade ihre Produktionen um und fertigen Dinge, die dringend gebraucht werden oder nutzen ihre Firmenkontakte im In- und Ausland, um Lieferengpässe abzumildern und derzeit Rares zu besorgen. Das Museum freut sich über jeweils einen Prototyp aus der Produktion! Und wie sieht es in den Häusern aus? Wer Zeit hat und nichts unternehmen kann, fängt an aufzuräumen, Keller und Dachboden zu entrümpeln, mit den Kindern zu basteln oder eine lange „Coronaschlange“ aus bemalten Steinen auf den Weg zu bringen.

Wird mehr geschrieben zurzeit, um den Kontakt zu halten? Was für digitale Fotos und Video werden gemacht? Gibt es gespeicherte Video-„Konferenzen“ mit Menschen, die wir mögen oder denen wir beruflich eng verbunden sind? Aber auch der gute alte Brief und die Postkarte, sowie Tagebücher können wichtige Dokumente der Zeitgeschichte sein, denn sie bilden den krisenhaften Alltag der Menschen ab. Das Material kann in digitaler oder analoger Form im Museum Lüneburg abgegeben werden. Das Museum arbeitet dann mit dem Stadtarchiv und dessen digitalem Langzeitarchiv zusammen. Museumsleiterin Heike Düselder ruft die Lüneburgerinnen und Lüneburger auf, zum „Lüneburger Corona-Archiv“ beizutragen: „Bei dreidimensionalen Objekten bitten wir darum, zunächst ein Foto des Objektes zusammen mit dem ausgefüllten Annahmeformular (s.u.) an sekretariat {at} museumlueneburg.de zu schicken. Wenn das Objekt in die Museumssammlung aufgenommen werden soll, informieren wir den Spender und vereinbaren mit ihm einen Übergabetermin.“ Auch schriftliche Dokumente, Fotos und Filmmaterial können beim Museum Lüneburg abgegeben werden. Das Museum schalte dann das Stadtarchiv ein.

Hier können Sie das Objektannahmeformular(480 KB) herunterladen, das Sie zu Hause ausdrucken und ausfüllen können.

Hinweisen möchten Museum und Stadtarchiv auf das Projekt „coronarchiv“, das der Hamburger Universitätshistoriker Prof. Thorsten Logge gemeinsam mit Kollegen an den Universitäten Gießen und Bochum eingerichtet hat. Hier geht es um die digitale Sammlung von Erinnerungen zur Dokumentation der Pandemie. Das Onlineportal ist allen zugänglich, sodass jede und jeder persönliche Erinnerungen und Fundstücke zur „Corona-Krise“ beitragen kann. „Es entsteht eine zentrale Anlaufstelle zur Dokumentation der Gegenwart, die nicht nur eine spätere Rückschau auf die Ereignisse des Jahres 2020 ermöglicht, sondern auch für die künftige Forschung zur Verfügung steht“, erklärt Thorsten Logge, Juniorprofessor für Public History an der Universität Hamburg: Uni Hamburg: coronarchiv.

Übersicht Mitteilungen