Der Rest vom Fest… nicht das Ende vom Lied
Eine Heimat auf Zeit für das Sankt Pauli Museum
10. Juli bis 09. Oktober 2022
150 Objekte der weltweit größten Sankt Pauli Sammlung bis Oktober im Museum Lüneburg
Ort: Museum Lüneburg, Foyer Wandrahmstraße
Erwachsene: Museumseintritt, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Dem „Heimatmuseum ohne Heimat“ bietet Museumsleiterin Heike Düselder für einige Monate Unterschlupf: Bis 9. Oktober sind rund 150 Objekte des Sankt Pauli Museums im Museum Lüneburg zu sehen. Dazu gehören die prächtigen Bühnenkleider des einstigen Travestie-Stars Sylvin Rubensteins, der als jüdischer polnisch-russischer Tänzer und Widerstandskämpfer nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg eine Heimat fand. Das prominente Schuhwerk von Hans Albers, geschichtsträchtiges Holz aus dem Star-Club und von Hein Köllisch, Nippes aus dem Wohnzimmer der einst prominentesten Sexarbeiterin Deutschlands, Domenica. Es werden Highlights aus der Sammlung des „sündigen Stadtteils“ gezeigt, kombiniert zu einer Ausstellung, die so abwechslungsreich ist wie das Angebot am Hamburger Fischmarkt. Einzigartige Fotos werfen ein Schlaglicht auf die Schatten der Leuchtreklamen und zeigen Sankt Pauli im gleißenden Sonnenlicht – bevor die nächste Party anbricht. Es sind vor allem die legendären Schwarz-Weiß-Fotos des Fotografen und Sammlers Günter Zint, der auf dem Kiez millionenfach auf den Auslöser gedrückt hat und Berühmtheiten wie Jimmy Hendrix und John Lennon nicht nur vor der Kamera, sondern auch als Gast in seinem Haus hatte.
- Die Beatles von Kiez-Maler Erwin Ross unter dem Leuchtschild des Star-Club (Foto: Museumsstiftung Lüneburg)
- Kiez-Fotograf und Museumsgründer Günter Zint bei der Ausstellungseröffnung in Lüneburg vor seinem Porträt aus den 1960er Jahren, fotografiert von Ada Zinta (Foto: Museumsstiftung Lüneburg)
Die Sammlungsstücke wurden geschenkt, zurückgelassen, gerettet und erstritten. Entstanden ist die weltweitgrößte Sankt Pauli Sammlung, ein Fundus einzigartiger, skurriler – und manchmal erstaunlich banaler – Schätze, die von verlorenen und noch zu entdeckenden Sankt Pauli Welten erzählen. Die Exponate und Fotos von Kiez-Chronist und Museumsgründer Günter Zint dokumentieren die Entwicklung des Hamburger Stadtteils bis in die Gegenwart. Vor rund 30–Jahren war das Sankt Pauli Museum in Anwesenheit von Beatles-Sänger Paul McCartney eröffnet worden. Aus Kostengründen musste es seitdem siebenmal den Standort wechseln. Zunächst am Spielbudenplatz gelegen, war es zehn Jahre lang Nachbar der Davidwache und erlebte ein kurzes Intermezzo am Nobistor. Als öffentlich zugängliches Archiv, als Pop-Up-Galerie oder durch seine Kooperationen blieb es auch in den vielen Phasen des Übergangs eine feste Größe im Stadtteil. Es wurde zum Fixpunkt und zur Anlaufstelle für alle, die ihre Geschichte hinterlassen wollten, sich aber in den „großen Museen“ und staatlichen Archiven nicht zu Hause fühlten. 2020 schloss das Museum in Hamburg endgültig die Pforten und die weltweit größte Sankt Pauli Sammlung wanderte zurück in den Landkreis Stade – zu ihrem aktuellen Eigentümer, dem Fotografen Günter Zint.
Die Zukunft des Fundus bleibt ungewiss – aber sie findet statt! Diese Gewissheit lässt sich im Rückblick auf knapp drei Jahrzehnte Museumsgeschichte gewinnen: Zint und seine Mitstreiter*innen haben gekämpft – erst um einen Platz, dann um den Erhalt eines Ortes, an dem St. Paulis Reichtum an Kultur(en) und Geschichte(n) gesammelt, bewahrt, erforscht und weitergegeben werden kann. Die Kuratorin Julia Schubert vom Schwedenspeicher-Museum in Stade und die „Kiez-Historikerin“ Eva Decker haben aus dem bunten Sammelsurium eine Wanderausstellung gemacht, die zuerst in Stade zu sehen war und nun in Lüneburg Station macht.
Der Ausstellungstitel „Der Rest vom Fest… nicht das Ende vom Lied. Das Sankt Pauli Museum zu Gast in Lüneburg“ verdeutlicht die Hoffnung, dass es irgendwann doch wieder eine feste Bleibe für das Museum und seine Sammlung gibt, denn das Sankt Pauli Museum gehört zu Hamburg und spiegelt ein Stück Stadtgeschichte der besonderen Art wieder.
Das Highlight am Schluss: Die große Versteigerung der Ausstellungsvitrinen mit einem Überraschungsgast als Auktionator!
Am Sonntag, den 9. Oktober, ab 17 Uhr werden mehr als zehn Möbelstücke aus der endenden Ausstellung im Museum Lüneburg (Willy-Brandt-Straße 1, 21335 Lüneburg) versteigert. Zu einem Startpreis von 3,90 Euro lässt sich gewiss das ein oder andere Schätzchen ergattern. Die Erlöse aus der Versteigerung kommen der Stiftung Günter Zint zugute. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. | Weitere Informationen zum Ablauf und zu den angebotenen Möbelstücken siehe: Angebot auf ebay Kleinanzeigen.
Alle Leihgaben von Günter Zint © Museen Stade, Objektfotos: Carsten Dammann
Faltblatt zur Ausstellung (2,65 MB)
Begleitprogramm
- So., 10.07.22, 11:30 Uhr | Vernissage
Ausstellungseröffnung mit dem Heidekönig Ben I., Adjutant* Isabelle und Queen Mum,
und dem Sammler Günter Zint als Ehrengast
Ort: Marcus-Heinemann-Saal- So., 31.07.22, 15 Uhr | Führung
Ausstellungsrundgang mit der Kuratorin Julia Schubert
Treffpunkt: Museumskasse, Teilnahme: im Museumseintritt inbegriffen- Do., 04.08.22, 19 Uhr | Gesprächsrunde
Queer-Talk. Eine offene Gesprächsrunde über ein aktuelles Thema
Moderation: Isabelle Ankauf von Gold
Ort: Foyer Neubau (Museumscafé LUNA), Teilnahme: kostenfrei | Es lohnt sich, etwas früher zu kommen: Bereits ab 18 Uhr gibt es im Museumscafé LUNA Long Drinks.- So., 28.08.22, 15 Uhr | Führung
Ausstellungsrundgang mit Eva Decker, Kiez-Historikern und Kuratorin der Ausstellung Sankt Pauli Museum | Treffpunkt: Museumskasse, Teilnahme: im Museumseintritt inbegriffen
- So., 04.09.22, 17:30 Uhr | Gespräch und Film
Die drei Leben des Sylvin Rubinstein – Der Journalist Kuno Kruse erzählt über seine Begegnung mit Sylvin Rubinstein (mit Dokumentarfilm), Flamenco-Tänzer, Widerstandskämpfer und Travestiekünstler, der in der Adenauer-Zeit als „Dolores“ die Menschen auf Sankt Pauli begeisterte.
Ort: Marcus-Heinemann-Saal (Einlass Haupteingang), Teilnahme: kostenfrei, ohne AnmeldungVeranstaltung im Rahmen der Tage jüdischer Kultur, weitere Informationen zur Veranstaltung
- Mi., 28.09.22, 18 Uhr | Themenührung
Der Rest vom Fest… nicht das Ende vom Lied. – Das Sankt Pauli Museum zu Gast in Lüneburg
Themenführung durch die Sonderausstellung mit Prof. Dr. Heike Düselder
Treffpunkt: Foyer Neubau, Teilnahme: 4 € | weitere Informationen Inhalt der Führung- Mi., 28.09.22, 20 Uhr | Konzert Jazz IG
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- Stefanie Hempel mit ihrer Ukulele vor der Beatles-Skulptur in Hamburg, Ecke Reeperbahn/ Große Freiheit (Foto: © Stefanie Hempel)
Hempel's Beatles-Show
Konzert mit Stefanie Hempel (Gesang, Ukulele, Gitarre)
Veranstaltung in Kooperation mit der Jazz IG Lüneburg und dem Lüneburgischen Landschaftsverband
Ort: Foyer Neubau, Eintritt: Abendkasse 17 € / 7 € ermäßigt, VVK über die LZ Veranstaltungskasse und die Jazz IG https://www.jazzig.net | Weitere Informationen: Website der Jazz IG Lüneburg - Mi., 05.10.22, 18:30 Uhr | Gesprächsrunde
Queer-Talk II
Ort: Foyer Neubau (Museumscafé LUNA), Teilnahme: kostenfrei- So., 09.10.22, 17 Uhr | Finissage/ Versteigerung
Finissage mit Versteigerung der Ausstellungsvitrinen
Teilnahme: kostenfrei, eine Spende für das Sankt Pauli Museum ist erwünscht.
Weitere Informationen: siehe oben!
Ein Gemeinschaftsprojekt der Museen Stade, Stiftung Günter Zint und Sankt Pauli Museum.