„Menschenlesen“ – Reportagen, die berühren
Porträts in Wort und Objekt von Carolin George
01. Mai bis 20. Juni 2021
Ort: „Raum m“, Eintritt: frei
Diese Ausstellung berührt die Seele. Die Autorin Carolin George erzählt die Lebenswege einzelner Menschen. Das Besondere daran: Sie beschreibt nicht nur, sondern baut aus den Geschichten Objekte, die im Raum liegen, stehen oder hängen.
Lesung mit Gespräch
Am Donnerstag, den 17. Juni, liest Carolin George aus ihren Reportagen und erzählt etwas zur Entstehungsgeschichte der Objekte, die sie dazu gebaut hat. Beginn ist um 18:30 Uhr. Bei gutem Wetter findet die Lesung im Innenhof statt, andernfalls im Haus. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist möglich unter buchungen {@} museumlueneburg.de oder Tel. 04131 72065-80.
- Carolin George vor dem Objekt mit der Geschichte einer jungen Frau, die ungewollt kinderlos ist (Foto: Museum Lüneburg)
- Wie schwierig es ist, Kleidung für schwerkranke Kinder zu bekommen, wissen die Brunners erst seit der Geburt ihrer Tochter … und nähen sie jetzt für andere. (Foto: Museum Lüneburg)
Der Text über eine junge Frau, die ungewollt kinderlos ist, dreht sich als Spirale um ein weißes Loch herum. Die Geschichte über ein Ehepaar, das Strampler für behinderte Babys näht, seit es selbst eine behinderte Tochter bekam, symbolisiert eine Kinderpuppe mit Tracheostoma.
Das Porträt einer hochsensiblen Frau hängt auf goldenen Blättern an einem Mobile. Und die Reportage über eine Mutter, deren Tochter erstochen wurde, hängt zerknickt an der Wand – neben einer Spalte Text ist jeweils eine Spalte frei.
Die Reportage über ein Ehepaar, das erst 28 Jahre nach dem Mord an einem Angehörigen erfuhr, wer der Mörder war, liegt auf dem Boden. Das Papier ist mannsgroß und bedeckt von Erde und Laub.
Das Porträt über eine Frau, die schwanger ins Wachkoma gefallen ist und ihre Tochter erst im Alter von fünf Jahren kennen lernte, hat die Autorin mit einem Rollstuhl und einer gebogenen Wand aus durchsichtigem Kunststoff verknüpft.
„Alle hofften, das wird noch“ heißt die Reportage über eine Frau, die einen Säugling adoptiert und Jahre später erfährt, dass der Junge eine schwere Behinderung hat. Der Text besteht aus bunten Buchstaben und verschiedenen Schriftarten, das Papier hängt großformatig an der Wand – hinter einem Vorhang aus weißem Tüll.
Neben den Porträts hat Carolin George, 44, auch einige Geschichten aus der Ich-Perspektive geschrieben: Eine Reportage über den Nacktwanderweg in der Lüneburger Heide hängt an Hosenbügeln auf einem Kleiderständer. Die Beschreibung des Gerichtsprozesses gegen einen Auschwitz-Täter liegt in einem Koffer aus den 1940er-Jahren.
Ihre Installationen stellte Carolin George erstmals 2019 im Kulturboden Scharnebeck aus. Im Museum Lüneburg sind neben den Objekten aus 2019 weitere neue, 2020 und 2021 entstandene Objekte zu sehen. Außerdem gibt es erstmals einen Katalog, erhältlich für 15 Euro im Shop des Museums.
Flyer zur Ausstellung(1,6 MB)
Plakat zur Ausstellung(1,8 MB)
Carolin George (*1976 in Hamburg) ist freie Journalistin und Autorin in Lüneburg. Sie hat Angewandte Kulturwissenschaften in Lüneburg studiert und danach ein Volontariat bei der Landeszeitung für die Lüneburg absolviert. Seit 2005 arbeitet sie freiberuflich und betreibt seit 2014 ein gemeinsames Atelier für kreative Anliegen mit der Grafikerin Berit Neß in der KulturBäckerei Lüneburg.
Einen kleinen Einblick in die Ausstellung vermittelt dieser Kurzfilm auf unserem youtube-Kanal: