Lüneburger Stadtmodell

Saal „erinnern & erhalten“

Das aufwändig gestaltete, 2 × 3 m große Stadtmodell zeigt eine beschauliche Stadt im Grünen: historischer Stadtkern, umliegende neuere Wohnsiedlungen, Gleisanlagen, einige Industriebetriebe. Lüneburg hat um 1930 etwa 30.000 Einwohner.

Einer von ihnen ist Wilhelm Bierwisch. Seit 1927 arbeitet der Postbeamte an einem großen Stadtmodell, für das er die einzelnen Häuser vor Ort zeichnet, in Lindenholz schnitzt und farbig bemalt. Bierwisch sitzt während der Weimarer Republik für die SPD im Lüneburger Stadtrat. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verliert er 1933 nicht nur dieses Amt, sondern auch seinen Beruf. Bis zu seinem Tod 1944 wird der Modellbau für Bierwisch zum neuen Lebensinhalt.

Das Stadtmodell Lüneburgs ist sein erstes und detailreichstes Werk. Seit 1934 wird es bei Ausstellungen immer wieder in den Dienst der NS-Propaganda gestellt. Bierwisch hofft, dass ihm die Anerkennung für sein Modell einen Weg zurück in den Postdienst ebnet: vergebens. Mit dem Verkauf des Modells an den Museumsverein schließt er 1935 die Arbeit an dem Modell ab und entzieht sich so dem Wunsch einiger NS-Parteifunktionäre, das Modell an die Bauvorhaben des Dritten Reichs anzupassen.

Sammlungen

Lüneburger Stadtmodell; Lindenholz, Modelliermasse; Lüneburg, Wilhelm Bierwisch; 1927-1935. Foto: Peter Eberts

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