Die Revue bei Bemerode
Seit 08.12.2023
Festliche Inszenierung der Macht
Aufgrund der Sanierung des Historischen Museums Hannover findet das Gemälde auf Wunsch des Eigentümers, Ernst August Erbprinz von Hannover, eine Zeitlang einen Platz im Museum Lüneburg.
Sonderausstellungen
Besuchen Sie auch die Begleitausstellung und Vortragsreihe
„Lüneburg, das Militär und die Welfen“
Hofmaler Johann Franz Lüders
Das Gemälde „Die Revue bei Bemerode“ im Museum Lüneburg
Kurfürst Georg August (1683-1760) bestieg 1727 als Georg II. den britischen Thron. Zwölf Mal besuchte er seine deutschen Erblande, und stets fanden aus diesem Anlass Festlichkeiten, Jagden und militärische Paraden („Revuen“) statt. Mit den alljährlichen Musterungen unterzog sich das Heer der Prüfung durch den Herrscher, stellte sich zugleich aber auch öffentlich zur Schau. Von weit her strömte das Volk zusammen, um diese glanzvollen Demonstrationen der Macht zu erleben.
Das Gemälde „Die Revue bei Bemerode“ zeigt den Höhepunkt und Abschluss der Musterung von 1735: den Vorbeimarsch vor dem König. Das Bild ist die einzige erhaltene Darstellung einer solchen Parade und war für die Londoner Residenz Georgs II. bestimmt. Vier Jahre benötigte Hofmaler Johann Franz Lüders (1695- 1760), um es fertig zu stellen.
Dank seiner Detailgenauigkeit ist es ein einzigartiges kulturhistorisches Dokument. Im Hintergrund sind die Truppen aufmarschiert, in der Mitte – in roten Röcken – die Infanterie, auf den Flügeln die Kavallerie. Für viele Besucher scheint die Parade Nebensache zu sein: Im Vordergrund und am Rand des Geschehens stehen die Menschen zusammen, plaudern, tanzen, zechen und treiben Handel. Hofgesellschaft und Lakaien, Bauern und Bergleute vergnügen sich hier. So wird das Gemälde zu einem Kompendium der Trachten und der Mode aller Stände der Zeit um 1735.
Das Gemälde ist eine Leihgabe von Ernst August Erbprinz von Hannover, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Aufgrund der Sanierung des Historischen Museums Hannover kommt es vorübergehend nach Lüneburg.
Detailinformationenund Ausschnitte des Gemäldes „Die Revue bei Bemerode“
Auswärtige Beobachter & günstige Geschäfte
Der Kammerdiener Mustapha
Auf diese Weise gelangte auch Ernst August Mustapha nach Hannover, der 1714 als Kammerdiener Georgs I. nach London zog. 1733, zwei Jahre vor Entstehung des Bildes, hatte er in Hannover ein Haus erworben. Die Revue besuchte er im reichbetressten roten Mantel, grauen Pluderhosen und weißem Turban.
König Georg II. & sein Sohn als Feldherren
Georg II. gilt als der letzte englische König, der selbst als Feldherr in die Schlacht zog. Sein jüngerer Sohn Wilhelm Ernst, Herzog von Cumberland, wurde von Anfang an zum Heerführer erzogen.
Der nächste Ausschnitt zeigt den Vierzehnjährigen vor der Reihe der Musiker reitend. Er trägt die aufwändige Uniform der Husaren; sein Pony ist am kupierten Schweif erkennbar.
Flotte Wagen & Tiroler Händlerinnen
Dahinter im Bild stehen, im grünen bzw. roten Dirndl, zwei weit gereiste junge Frauen: Es sind Südtirolerinnen, die hier im Norden ihre Spezereien feilboten.
Staatskarosse & Tafelgerät: Der Hof reist
Dahinter im Bild stehen, im grünen bzw. roten Dirndl, zwei weit gereiste junge Frauen: Es sind Südtirolerinnen, die hier im Norden ihre Spezereien feilboten.
Fröhliches Beisammensein
Lüneburg, das Militär & die Welfen
Begleitausstellung zur Revue bei Bemerode
„Die Revue bei Bemerode“ ist ein einzigartiges kulturgeschichtliches Dokument, das im Museum Lüneburg in einer Sonderausstellung gezeigt wird.
Dank einer Leihgabe aus dem Hause Hannover kann das Museum Lüneburg das beeindruckende Monumentalgemälde „Die Revue bei Bemerode“ zeigen. Mit einer Höhe von 1,79 m und einer Breite von 8,08 m wirkt es schon allein wegen seiner Größe imposant. Es präsentiert eine umfangreiche Militärparade vor dem englischen König Georg II., gleichzeitig Kurfürst von Hannover, im Jahr 1735 präsentiert.
Unser Begleitprogramm
Die Präsentation des Gemäldes wird begleitet von einer Sonderausstellung zur Geschichte Lüneburgs als Militärstandort und eine Vortragsreihe, die neue Perspektiven der Militärgeschichte in Deutschland aufzeigt.
Von den „Burgmannen“ der herzoglichen Burg auf dem Kalkberg hin zum Aufklärungslehrbataillon 3 der Bundeswehr – seit dem Mittelalter und bis in die Gegenwart ist Lüneburg als Garnisonsstadt bekannt.
Soldaten aus unterschiedlichen Regimentern, durchziehende Truppen in Kriegszeiten und Belagerungen durch auswärtge Mächte prägten die Stadt über die Jahrhunderte. Das Militär in der Stadt brachte Wachstum und steigende Bevölkerungszahlen, aber Reichtum und Infrastruktur machten die Stadt auch attraktiv für fremde Truppen.
Mit der Wiederaufrüstung in der NS-Zeit bekommt Lüneburg gleich drei neue Kasernen, die mit dem Kriegsende 1945 von britischen Truppen übernommen werden. Als am 8. November 1958 die Bundeswehr wieder in die Kasernen einzieht, werden die Soldaten, so die Landeszeitung damals, „teils nachdenklich, aber allgemein mit großer Freundlichkeit begrüßt.“
Heute sind die Kasernen zwar überwiegend in zivile Nutzung überführt worden, doch die Erinnerung an die „Soldatenstadt Lüneburg“ zeigt sich an vielen Orten.
Begleitprogramm
Vortragsreihe
„Perspektiven der Militärgeschichte in Deutschland: Die bewaffnete Macht im Wandel der Zeiten“
Das Museum Lüneburg und das Nordost-Institut (IKGN e.V.) nehmen die Ausstellung als Anlass für eine Vortragsreihe, die sich unter dem Titel „Perspektiven der Militärgeschichte in Deutschland: Die bewaffnete Macht im Wandel der Zeiten“, Problemen der Militärgeschichte des 18.-20. Jahrhunderts zuwendet.
Bis Ende Oktober 2024 werden insgesamt vier Fachexperten mit Vorträgen vor Ort sein. Die Vorträge beleuchten wichtige Zäsuren und Wendepunkte und setzen neben militärischen Entwicklungen einen besonderen Fokus auf die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen der jeweiligen Kriege und Konflikte.
Asymmetrischer Krieg in Mitteleuropa
Bemerkungen zu den Napoleonischen Kriegen
Do. 13.06.2024 | 18.00 Uhr | Vortrag
Im Mittelpunkt des Vortrages „Asymmetrischer Krieg in Mitteleuropa: Bemerkungen zu den napoleonischen Kriegen“ steht die militärgeschichtliche Zäsur am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
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Die napoleonischen Kriege markierten in der Militärhistorie eine Zäsur, da sie das traditionelle Verständnis von Krieg und Militärwesen grundlegend veränderten. Mit gesamtgesellschaftlichen Folgen für Militär, Politik, Soziales und Gesellschaft im damaligen Europa.
Zur Person: Prof. Dr. Burkhard Meißner, Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte der Helmut Schmidt Universität Hamburg zugleich Initiator und Leiter des Forschungsbereiches „Strategien, Konflikte und Dynamiken in vernetzten Systemen“ des German Institute for Defence and Strategic Studies ist.
Die Vorträge finden im Museumsfoyer statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich, Eintritt 4€.
„Stahlgewitter“(E. Jünger)
Überlegungen zur Geschichte des Ersten Weltkrieges
Prof. Dr. Joachim Tauber spricht über den Ersten Weltkrieg und die mit diesem Krieg verbundenen Erfahrungen.
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Beginnend mit den Vorstellungen vor 1914 über einen zukünftigen Krieg stehen die Realität der ersten Kriegsmonate und das Massensterben sowie die Heimatfront in den folgenden Jahren im Mittelpunkt. Abschließend geht es um die politisch-militärischen Folgen des Krieges für die Weimarer Republik.
Zur Person: Dr. Joachim Tauber ist Direktor des Nordost-Institutes in Lüneburg und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg.
Die Vorträge finden im Museumsfoyer statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich, Eintritt 4€.
Von der Verantwortung des Militärs im „Dritten Reich“
Die Wehrmacht im Vernichtungskrieg
Jahrzehntelang beherrschte die Legende von der „sauberen Wehrmacht“ die öffentliche Meinung.
Mehr Info
Trotz lange vorliegenden gegenteiligen Forschungsergebnissen verweigerten sich weite Teile der (west)deutschen Gesellschaft der Einsicht, dass die Wehrmacht nicht nur eine valide Stütze des NS-Regimes gewesen ist, sondern sich auch aktiv an der nationalsozialistischen Verbrechenspraxis beteiligte, insbesondere im Kontext des mitgeplanten Vernichtungskrieges im Osten Europas. Der Vortrag spürt dieser Entwicklung nach und markiert Verantwortung sowie Verantwortlichkeiten der Wehrmacht und ihrer Soldaten.
Die Vorträge finden im Museumsfoyer statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich, Eintritt 4€.

Militär und Demokratie
Konzeptionelle Überlegungen in der Vorgeschichte der Bundeswehr 1947-1955
Dr. Thorsten Loch, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam
Das Museum Lüneburg lädt gemeinsam mit dem Nordost-Institut (IKGN e.V.) herzlich einem Vortrag von Oberstleutnant Privatdozent Dr. Thorsten Loch ein.
Mehr Info
Dr. Thorsten Loch, Projektbereichsleiter Einsatzgeschichte am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam, führt Interessierte in die Frühgeschichte der Bundesrepublik Deutschland und zugleich in die Vorgeschichte des Militärs ein. Dabei wird die Entstehung der Bundeswehr als moderne, in die demokratische Verfassungsordnung eingebundene Armee thematisiert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Integration des Militärs in den demokratischen Rechtsstaat und die parlamentarische Kontrolle. Bereits der Verfassungsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde beschrieb 1966 die Bundeswehr als „Parlamentsheer“. Die Bundeswehr wurde über die Wehrgesetzgebung nicht nur in ein demokratisches System integriert, sondern der parlamentarischen Kontrolle unterworfen und somit Teil des hochmodernen Verfassungs- und gewaltenteilenden Rechtsstaates westlicher Prägung.
Der Vortrag bietet spannende Einblicke in die Zeit vor der Gründung der Bundeswehr und beleuchtet die Rolle der ehemaligen Wehrmachtsoffiziere und Beamten, die an der Entwicklung eines Militärs in einer demokratisch verfassten Nation mitwirkten.
Die Vorträge finden im Museumsfoyer statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich, Eintritt 4€.