Kelchglas mit Frauenbüste
Saal „finden & forschen“
Aus den Lüneburger Kloaken stammt eine Fülle an Gläsern, deren Erhaltungszustand verblüffend ist. Besonders die Glasgefäße des 15. bis 18. Jahrhunderts aus einheimischer wie ausländischer Produktion besitzen eine außergewöhnliche Formen-, Farb- und Dekorvielfalt und spiegeln eine gehobene Tisch- und Trinkkultur und den materiellen Reichtum der Stadt wider. Den luxuriösen Gefäßen des 16. und 17. Jahrhunderts kommt eine herausragende Stellung zu, wobei die Produkte aus Glashütten, die in den südlichen Niederlanden und in Antwerpen à la façon de Venise gearbeitet haben, besonders bemerkenswert sind.
Hinweise auf einen gehobenen Lebensstil und Lebenslust liefern weiterhin Glasgefäße, die weniger funktionalen, sondern eher dekorativen und repräsentativen Zwecken auf der Tafel dienten. Dazu gehören Scherzgläser, deren reiner Zweck die Auflockerung der Tischrunde war. Sie erschwerten das Ausgießen oder Austrinken von Flüssigkeiten und bescherten bei »unsachgemäßer Handhabung« Flecken auf Kleidung und Tischwäsche sowie das Gelächter der Tischgesellschaft.
Das in der Nähe des Rathauses gefundene Kelchglas mit Frauenbüste trägt eine Emailbemalung. Im Bildfeld stehen eine Frauenbüste sowie Maiglöckchen-Blüten.